Wirkliche Stressursachen erkennen und handeln – Teil 1
Wenn man das Internet fragt, woher Stress kommt, erhält man:
„Stress entsteht, wenn Anforderungen oder Belastungen die eigenen Ressourcen übersteigen – sei es körperlich oder geistig“
Mit anderen Worten: Überforderung. Das klingt plausibel.
Nur, ist das die Ursache? Und was wird als Lösung empfohlen:
Lerne damit zu leben. Mache weniger, nimm dich zurück.
Als ob wir am glücklichsten wären, wenn wir nichts mehr zu tun haben. Natürlich sollte man sich von etwas erholen können. Nur für immer? Meine Erfahrung mit vielen Menschen privat und in Unternehmen ist eine andere.
Menschen möchten wachsen und erfolgreich sein. Ein Leben ohne etwas zu tun zu haben ist kein Leben.
Ohne Ziel und Arbeit ist man dem Untergang nahe.
Sich „kleiner machen“ ist keine Lösung. Bekannterweise kann man auch Stress vom Nichtstun bekommen.
Schau mal, wie es so manchen Rentnern geht.
Ich habe auch reiche Leute beraten, denen vom Nichtstun die Decke auf den Kopf gefallen ist.
Viel Arbeit bedeutet nicht, dass man ins Burnout fällt. Leute sind stolz, wenn sie gebraucht werden und viel geschafft bekommen.
Wenn sich eine Person fremdbestimmt fühlt, ist die Lösung nicht „sich damit abzufinden“ oder „sich zurückzuziehen“, sondern einen Weg in Richtung mehr „Selbstbestimmung“ zu gehen.
Wenn man die richtige Ursache findet, kann man sichtbar und spürbar Abhilfe schaffen.
Wodurch wird Überarbeitung, Erschöpfung, Lustlosigkeit und Stress ausgelöst? Was sind die Ursachen?
In diesem Tipp möchte ich über die Nummer 1 sprechen. Dieser Punkt ist wohl der Hauptgrund für Schwierigkeiten, Krankenständen und Kündigungen. Welche Art von Stress ist es denn nun:
1. Stress mit einer bestimmten Person
Obwohl dies der wichtigste Grund für Stress ist, wird dieser Punkt oft nicht erkannt. Man realisiert nur, dass man sich nicht wohl fühlt und alles irgendwie grob verkehrt läuft.
Die logische Frage, die ich einer Person stelle, die sagt, sie hätte Stress, ist natürlich: “Mit wem hast du Stress?“ Mit Kollegen, Chef oder jemandem aus dem privaten Bereich, wer ist es?
Man könnte denken, dass man dieses Thema nicht ansprechen darf, weil es peinlich wäre oder von privater Natur ist. Und doch betrifft es ein Unternehmen, wenn der Erfolg des Teams in Gefahr ist. Es ist auch eine Frage der Verantwortung sich um Kollegen oder Freunde zu kümmern.
Eine Person kann Abwertungen, ständiger Kritik und anderen negativen Einflüssen ausgesetzt sein. Die Person kann sich kleiner, unnötig, unterdrückt oder sogar krank fühlen. So eine Person scheint das Glück verlassen zu haben. Fehler können passieren oder sogar Unfälle. So etwas kann zu Burnout führen.
Dieser Zustand ist ansteckend, da so eine Person ihren Ärger immer auf irgendeine Weise weiter gibt.
Wenn man nicht darauf warten will, bis sich alles von selbst in Rauch auflöst, sollte man Abhilfe schaffen.
Was ist die Abhilfe? Zuerst einmal ein Gespräch, in dem man sie fragt, mit welcher Person sie Schwierigkeiten hat. Danach geht es darum, ob sie 1. die Situation lösen möchte oder ob sie sich 2. lieber trennen möchte. Was auch immer das heißt.
Egal wer es ist, entweder bringt man die Sache mit der Person, die einem Schwierigkeiten macht in Ordnung oder man trennt sich. Nichts tun und abwarten ist keine Option.
Der Schlüssel dazu ist immer Kommunikation.
Hier eine Begebenheit, die ich während einer Beratung erlebt habe. Der Chef einer technischen Firma hatte Stress und Probleme mit seinem Werkstattleiter, weil dieser sämtliche Kollegen „fertigmachte“. Technisch war er brillant, nur schnauzte er jeden an, der ihm auch nur in die Nähe kam. Die Mitarbeiter waren sehr genervt. Zwei Leute hatten wegen ihm bereits gekündigt. Auch hatten sich einige Stammkunden verabschiedet.
Der Chef hatte schlaflose Nächte und Angst ihn zu verlieren. Er fühlte sich jeden Tag im Stress und komplett abhängig. Der Werkstattleiter machte ihm schon des Öfteren klar, dass er unersetzbar sei und die Kollegen „alle keine Ahnung haben“.
Er sagte es so oft, dass der Chef es mittlerweile selbst glaubte.
Ich fragte den Chef, ob er 1. die Situation lösen oder 2. sich trennen möchte. „Nichts tun“ oder abwarten bedeutete auf den Untergang zu warten. Das war ihm klar. Er entschied sich für dafür, die Situation lösen zu wollen.
Wie gingen wir das an? Wir planten ein Gespräch mit dem Werkstattleiter, dass auf Verständnis und nicht auf Beschuldigen basiert. Dazu braucht man etwas Mut und Fingerspitzengefühl.
Er sprach also ein offenes Wort mit dem Werkstattleiter und es stellte sich überraschender Weise heraus, dass dieser bereits seit langem den Wunsch hatte, sich frühzeitig zur Ruhe zu setzen. Er hatte es aber geheim gehalten und verharrte im Zweifel, ob er dies der Firma antun könne. So war er ständig unzufrieden und ließ seinen Unmut jeden Tag an den Kollegen aus. Als er dies „beichtete“, konnte man eine große Erleichterung spüren.
Man einigte sich über eine Trennung, im beiderseitigem Einverständnis. Und innerhalb von 5 Wochen konnte eine neue, gute Person gefunden und der Werkstattleiter mit nötigem Respekt verabschiedet werden. Das Leiden hatte ein Ende, die Stimmung stieg, wie auch der Umsatz.
Ich könnte noch vieles erzählen, beispielsweise, wie eine Mitarbeiterin dauerhaften Stress mit ihrem Vorgesetzten hatte. Der Vorgesetzte selbst hatte mich gebeten zu helfen (hier zu unserer Dienstleistung diesbezüglich)! Es war auch diesmal nicht ganz einfach, doch es konnte gelöst werden. Du kannst dir denken, dass es noch einiges mehr darüber zu wissen gibt, als ich hier in Kürze berichten kann.
In manchen Situationen kann für eine Person eine Trennung die bessere Lösung sein. Man muss es sich genau ansehen und vor allem auf Vorzeichen achten und Dinge frühzeitig ansprechen, anstatt die Augen zu verschließen.
Ich hoffe, diese Tipps sind hilfreich und vielleicht, ist es dir damit möglich, anderen Leuten in ähnlichen Situationen zu helfen. Wenn ich dir beistehen kann, lass es mich wissen.
Wie denkst du über das Thema, hast du Erfahrungen? Lass es mich wissen.
Ich wünsche dir wenig Stress und viel Freude bei der Arbeit.
Schöne Grüße
Fritz Spohn
PS: Weitere Daten über Stress, auch vom organisatorischen Gesichtspunkt her, folgen im nächsten Tipp.